Dietmar KnollSamstag, 29. MaiMontag, 31. Mai

Kenia 1999

Jambo Kenya Safari - Tag 2


Sonntag, 30. Mai - Tsavo Ost Nationalpark

Wir können auch in dieser Nacht nur wenig schlafen und wachen schon kurz nach 4:00 Uhr auf. Der Sonnenaufgang findet gegen 6:30 Uhr hinter dem Berg statt, wo wir ihn nicht sehen können. Statt dessen erleben wir den Untergang des Vollmondes. Um 7:00 Uhr wird das Frühstück serviert.

Inzwischen treffen die Safaribusse vor dem Camp ein. Um 7:30 Uhr brechen wir zu unserer ersten Pirschfahrt auf. Bei Maungu kehren wir auf die "Autobahn" Mombasa - Nairobi zurück und fahren weiter ins Landesinnere, Richtung Nairobi, bis zur ersten größeren Stadt namens Voi. Hier verlassen wir die Hauptroute und machen einen Tankstop, bei dem unser Fahrer auch die Kühlbox mit Getränken auffüllt.

Nur wenig nördlich von Voi erreichen wir das Tor zum Tsavo Ost Nationalpark, in dem wir den ganzen Tag verbringen werden. Am Tor regelt der Fahrer die Formalitäten. Die Eintrittsgelder sind übrigens im Safaripreis inbegriffen.

Hinter dem Tor überfahren wir ein Elefanten-Gitter, das aus stabilen, querliegenden Stahlröhren besteht. Davon habe ich schon irgendwo gehört oder gelesen. Wenn ich mich richtig erinnere, meiden Elefanten diese Gitter einfach deshalb, weil sie ihnen unangenehm sind. Das Elefanten-Gitter bildet das Tor durch die Umzäunung aus Stacheldraht. Mittlerweile werden die Schutzzonen in Kenia nach und nach eingezäunt. Dies geschieht sowohl, um die Tiere vor den Menschen, als auch, um die Viehhalter der Umgebung vor den Tieren zu schützen.

Die Fahrt ist im Nationalpark deutlich angenehmer als auf der "Autobahn", obwohl die Feldwege im Park nicht befestigt sind. Sicherlich liegt es daran, dass hier kein Güterverkehr fährt und an der Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/Stunde. Im Nationalpark darf man sich beliebig bewegen, solange man nur auf den Feldwegen bleibt. Im übrigen ist es untersagt, das Fahrzeug außerhalb der dafür vorgesehenen Zonen zu verlassen.

Eine Elefanten-Familie.

Schon kurz nach dem Tor sehen wir das erste Großwild - eine Elefantenfamilie, bestehend aus Kühen und ihrem Nachwuchs. Etwas weiter entfernt ist ein erwachsener Elefantenbulle. Männliche Elefanten leben getrennt von den Familien, jedoch meist in ihrer Nähe. Zum Glück sind die Elefanten nahe genug am Feldweg und lassen sich freundlicherweise fotografieren. Also zücken wir alle mitgebrachten Kameras und bannen den Anblick auf Film. Dann erst ziehen die Tiere mit majestätischer Ruhe von dannen.

Die Landschaft im Tsavo Ost Nationalpark.

Jetzt sehen wir uns erst einmal um und genießen die herrliche Landschaft. Die Erde hat die Farbe von Ziegelsteinen und ist mit Gräsern und einzeln stehenden Bäumen und Sträuchern bewachsen. Es sieht hier wirklich so aus wie in Naturkundebüchern oder Tierreportagen im Fernsehen - aber das hier ist die Wirklichkeit - und wir sind mittendrin! Um uns herum können jederzeit wildlebende Tiere der verschiedensten Arten auftauchen.

Ein Impala-Bock.

Bei einem von Büschen umgebenen Baum entdecken wir einige Impalas. Im Gegensatz zu anderen Gazellen hat bei den Impalas nur das männliche Tier Hörner. Wir sehen einen Bock und zwei Weibchen. Diesmal ist das Glück gegen uns. Nur der Impala-Bock ist nahe genug für einen guten Schnappschuß, steht aber zum Schutz vor der schon jetzt heißen Sonne im Schatten des Baumes. Trotzdem gelingt mir ein recht schönes Bild.

Baff hält bei allen sich bietenden Gelegenheiten an, um seinen Passagieren jeden Fotowunsch zu erfüllen. Während wir unsere Fahrt fortsetzen, sehen wir hin und wieder einzelne Vögel auf den Bäumen und auf dem Stumpf eines abgebrochenen Baumstamms. Ich kann einige von ihnen fotografieren. Leider kenne ich mich bei diesen Tieren nicht so aus und kann ihre Arten daher (noch) nicht bestimmen.

Mit den Säugetieren scheinen wir dagegen Pech zu haben. Auf einer weiten Ebene sehen wir einige Zebras und ein paar Thomson-Gazellen. Aber sie sind alle zu weit entfernt für ein gutes Foto.

Eine Elefanten-Mutter mit Jungtieren.

Nunächst einmal sehen wir eine weitere Elefanten-Familie. Auch diesmal laufen ein paar Jungtiere zwischen den Kühen. Elefantenbullen müssen den Familienverband übrigens als Jugendliche verlassen und streifen dann in Junggesellengruppen umher. Mir gelingen einige schöne Aufnahmen.

Ein Elefantenjunges.

Als wir den Elefanten zu lästig oder zu langweilig werden, ziehen sie genauso ruhig wie die erste Gruppe davon, diesmal jedoch kreuzt der Elefantenpfad den Feldweg. Dabei läuft dieses Junge direkt vor unserem Kleinbus, nur wenige Meter von uns entfernt.

Kurz nach den Elefanten treffen wir auf einen anderen Safari-Bus, der vor uns Halt gemacht hat. Als wir nahe genug herangefahren sind, erkennen wir eine etwa 25 cm lange Schildkröte mit grau-braun gemustertem Panzer. Sie entfernt sich mit der ihr eigenen Geschwindigkeit und entschwindet unseren Blicken trotzdem recht schnell in dem hohen Gras.

Eine Büffelherde.

Einige Zeit später kommen wir zu einem Wasserloch. Es befindet sich direkt am Weg, der teilweise unbefahrbar ist, so dass die Safaribusse einige Meter über die Wiese fahren müssen. Hier hat sich gerade eine Büffelherde zum Trinken versammelt. Von einem Moment auf den anderen sind wir von etwa 150 dieser als aggressiv und unberechenbar geltenden Tiere umgeben. Die Herde verharrt zunächst an ihrem Platz, zieht sich dann aber geordnet zurück und verlässt die Wasserstelle quer über den Weg, um in einer Staubwolke zu verschwinden.

Eine Elefantenbulle.

Als wir umkehren, sehen wir, dass sich ein Elefantenbulle einem anderen Loch nähert. Dieses Loch wurde vermutlich von Elefanten gegraben, die ja bekanntlich als einzige Tiere die Fähigkeit besitzen, das Grundwasser anzugraben. Hier scheint es sich jedoch um eine Wasserleitung zu handeln.

Erwachsene, männliche Elefanten leben als Einzelgänger. Das Tier stapft in aller Ruhe auf das Loch zu und sinkt dabei knietief im Morast ein. Es streckt seinen Rüssel ins Wasser und spritzt sich das kühle Naß in die Kehle. Dabei scheint der Elefantenbulle von unserer Nähe reichlich unbeeindruckt zu sein.

Zebras.

Bei unserem nächsten Halt kommen wir doch noch zu den gewünschten Zebra-Aufnahmen. Eine Herde von mindestens acht Tieren ist nahe genug, so daß ich sie mit dem Teleobjektiv bildfüllend ablichten kann. Auf einem der Zebras sitzen Vögel. Außerdem läuft ein einzelner Büffel über die Steppe.

Kurz darauf entdecken wir schon wieder ein neues Tier. Eine Giraffe steht unweit des Weges. Allerdings hält sich dieses Tier nur zu gern in der Nähe von hohen Bäumen auf, von denen es saftige Blätter abzupft, seine Lieblingsspeise. So können wir nur den Kopf und ein Stück vom Hals erkennen, die restlichen vier Meter der Giraffe bleiben unseren Blicken verborgen. Wir haben nicht die Hoffnung, dass das Tier uns zuliebe aus dem Dickicht heraustritt. Daher fahren wir weiter.

Blick von den Mudanda-Felsen.

Schon bald sehen wir die Mudanda-Felsen. Diese Felsformation erinnert an den Ayers Rock in Australien. Sie ist allerdings "nur" einen Kilometer lang. Trotzdem dauert es noch einige Zeit, bis wir den Parkplatz am Fuße der Felsen erreichen. Nach uns kommen auch die anderen drei Busse unserer Gruppe an. Wir erklimmen die Felswand über eine Treppe, und als wir über den Bergrücken sehen können, erblicken wir einen kleinen See, der sich an der Felsformation aufgestaut hat.

Auf dieser Seite fallen die Mudanda-Felsen sehr steil ab, und die Ebene des Sees liegt tiefer als die des Parkplatzes. Am Ufer des Sees haben sich zahlreichen Tierarten versammelt. Wir erkennen einen Elefanten (natürlich!), einen Wasserbock, einige Antilopen und - eine Giraffe. Leider ist die Entfernung für mein Teleobjektiv zu groß, aber der Anblick ist sehr beeindruckend.

Im braunen Wasser des Sees schwimmt ein Flußpferd, das ab und zu untertaucht. Von dem Tier sind nur der Kopf und der Rücken zu sehen. Einmal reißt es sein Maul auf - natürlich habe ich meine Kamera gerade nicht im Anschlag - schon taucht es wieder ab! Ich werde es noch bedauern, diese Gelegenheit verpasst zu haben.

Wir verbringen hier noch einige Zeit und genießen einfach nur die Luft, die Wärme und die herrliche Landschaft. Dann steigen wir wieder in die Busse. Am Wegesrand entdecken wir eine weitere Giraffe. Aber auch sie steht inmitten von hohen Bäumen.

Einige Impala-Weibchen.

Dafür haben wir jetzt wieder bei den Gazellen Glück. Eine Gruppe von Impalas streift umher. Diese Gazellen werden, wegen ihrer schwarzen Zeichnung an den Fersen, auch als Schwarzfersen-Antilopen bezeichnet. Es gelingt mir diesmal, ein paar Weibchen zu fotografieren, bevor sie im Dickicht verschwinden.

Wir setzen unsere Pirschfahrt fort. Unser Führer fährt jetzt schneller. Er hält über Funk ständig Kontakt zu den anderen Fahrern und tauscht seine Beobachtungen mit ihnen aus. So werden wir Touristen also von einer Attraktion zur nächsten gefahren.

Ich habe mir inzwischen angewöhnt, während der Fahrt in der Mitte des Safaribusses stehen zu bleiben, da ich so besser nach Tieren Ausschau halten kann. Außerdem bringt der Fahrtwind eine willkommene Kühlung. Mit einer Hand halte ich mich an einem der Haltegriffe im Bus fest, mit der anderen muss ich die Kamera schützen. Es ist nicht immer ganz einfach, die Balance zu halten. Immerhin fährt der Bus teilweise mit bis zu 55 km/Stunde. Dennoch setze ich mich nur hin, wenn der Weg allzu holprig wird.

Mittags erreichen wir den Galana Fluß, der die natürliche Grenze für den touristisch erschlossenen Teil des Parks darstellt. Während wir allmählich ins Flusstal hinabfahren, merken wir am wärmer werdenden Fahrtwind, dass die Wärme sich hier staut. Trotzdem ist die Luft nicht unangenehm, sondern eher ungewöhnlich frisch und warm zugleich.

Die Lugards-Fälle.

Zur Mittagpause halten wir an den Lugards-Fällen, wo wir uns auf dem heißen, felsigen Flußbett über unsere Picknick-Beutel hermachen. Das Wasser hat sich seinen Weg durch die Felsen gebahnt, wodurch surrealistische Felsformationen entstanden sind. Zur Zeit unserer Safari fließt nur ein schmaler Fluß durch das Bett. Die Spuren im Flußbett lassen erahnen, dass hier nach der Regenzeit kaum vorstellbare Wasserfluten toben.

Nach der Mittagspause fahren wir zügig weiter zum "Crocodile Point". An dieser Stelle hat man vom steilen Ufer einen Ausblick auf den darunter liegenden Galana-Fluß. Wir entdecken tatsächlich einige der faul herumliegenden Echsen auf von Wasser umspülten, aber trockenen Felsen. Aber auch hier reicht die Brennweite des Teleobjektivs kaum für einen guten Schnappschuß.

Eine zweite Zebra-Herde.

Als wir zurück nach Süden fahren, überquert eine Zebra-Herde unseren Weg. Dabei mache ich wieder einige schöne Aufnahmen. Dies wird sicherlich nicht die letzte Zebra-Herde sein, die wir auf unserer Safari erleben.

Eine Grant-Gazelle.

Als nächstes sind wieder die Gazellen an der Reihe. Diesmal kommt uns eine einzelne Grant-Gazelle vor die Objektivlinsen. Man erkennt, dass sie offenbar keine schwarzen Fersen hat.

Auf dem Weg zum nächsten Höhepunkt unserer ersten Pirschfahrt sehen wir außerdem noch einige Wildesel.

Löwen.

In der Fortsetzung werde ich enthüllen, was diese beiden Löwen im Schilde führen!

[Fortsetzung folgt]

Am Montag, den 31. Mai werden wir Westermann's Safari Camp verlassen und weiterfahren zum Amboseli Nationalpark.


Dietmar KnollSamstag, 29. MaiMontag, 31. Mai
  © Dietmar Knoll (E-Mail) 1999-07-01, letzte Änderung: 2004-12-06 Korrektes HTML 3.2!